Die Hario V60 – Warum ein Kegel aus Japan Filterkaffee sexy gemacht hat

Die Hario V60 – Warum ein Kegel aus Japan Filterkaffee sexy gemacht hat

Wenn du glaubst, Filterkaffee sei nur was für Sonntage bei Oma, dann ist es an der Zeit umzudenken.

Und zwar mit Stil, Swirl und einem kleinen Stück japanischer Ingenieurskunst: der Hario V60.

Die Geburt eines Klassikers

Erfunden wurde die V60 von Hario – einem japanischen Traditionsunternehmen, das eigentlich für hitzebeständiges Glas bekannt war (Fun Fact: „Hario“ bedeutet „König des Glases“). Im Jahr 2004 kam dann das, was heute aus keiner Specialty-Coffee-Bar mehr wegzudenken ist: ein konischer Kaffeefilter mit 60°-Winkel (daher der Name), Spiralrippen und einem großen Loch unten – simpel, genial, ikonisch.

Seitdem hat die V60 Kaffeenerds weltweit um den Finger gewickelt – nicht zuletzt, weil sie so viel Kontrolle über den Brühvorgang bietet wie kaum ein anderes Tool. Klar: Wer einfach nur Koffein will, nimmt den Knopf auf der Maschine. Wer aber Geschmack erleben will, brüht. Und zwar V60.

Warum wir die V60 immer noch lieben

Weil sie ehrlich ist.
Du schmeckst jede Nuance – die florale Leichtigkeit eines äthiopischen Heirlooms, die Kakaonote eines Honey-Prozesses aus Guatemala, die feine Säure eines gewaschenen Kenianers.

Und ja, sie verzeiht keine groben Fehler. Aber genau deshalb ist sie ein Werkzeug für Leute, die kaffeetechnisch nicht mehr schlafen wollen. Sie gibt dir alles – wenn du ihr gibst, was sie verdient: Geduld, gutes Wasser, und frisch gemahlenen Specialty Coffee.

Okay, genug geredet. Lass uns brühen.

Hier ist ein Rezept, das ich immer wieder empfehle – balanciert, klar, saftig, und vor allem: reproduzierbar.


 V60 Brührezept (1–2 Tassen)

  • 15 g Kaffee, mittel bis mittelgrob gemahlen

  • 240 ml Wasser, 92–95 °C

  • Brühverhältnis: 1:16

  • Filterpapier: vorgewaschen (damit dein Kaffee nicht nach Papierfrühstück schmeckt)

  • Brühzeit: 2:30–3:00 Minuten


Schritt-für-Schritt

  1. Filterpapier ausspülen, Dripper vorwärmen, Wasser wegschütten.

  2. Kaffee einfüllen, wie ein kleines Kraterfeld leicht eben schütteln.

  3. Bloom (40 ml): Gieße 40 ml Wasser in kreisender Bewegung auf.
    → Ziel: Alles sollte gleichmäßig benetzt sein, kein Kaffee trocken.
    → Warte bis Sekunde 30 – der Kaffee „bloomt“ jetzt und entgast.

  4. Dann alle 30 Sekunden je 50 ml aufgießen (Sek. 30, 60, 90, 120) – immer schön gleichmäßig, in spiralförmiger Bewegung.

  5. Bei 240 ml angekommen: laufen lassen, nicht mehr gießen. Wenn du magst, einen kurzen Swirl.

  6. Ziel: Durchlaufzeit zwischen 2:30–3:00 Minuten.

Wenn du langsamer bist: Mahlgrad feiner. Wenn’s zu schnell geht: gröber mahlen.


Und jetzt?

Setz dich hin. Schlürf. Schmeck.
Dieser Moment gehört dir – und deinem Kaffee.
Vielleicht nimmst du florale Noten wahr, vielleicht dunkle Beeren, vielleicht einfach nur „Wow, Filterkaffee kann das?“.

Und das ist die V60. Keine Knöpfe, keine Ausreden – aber ganz viel Charakter.
Probier’s aus. Mehrmals. Und dann fang an, mit deinem Wasser zu experimentieren. Mit der Mühle. Mit der Musik, die du währenddessen hörst. (Ja, das macht was!)

Wenn du Filterkaffee bisher unterschätzt hast – die V60 ist deine Einladung, es neu zu entdecken.
Und hey: Deine Oma wäre stolz.

Fruchtige Grüße

Kerstin